Zwischen 10% und 30% der Unfälle im Straßenverkehr werden auf Übermüdung am Steuer zurückgeführt. Insbesondere bei nächtlichen Fahrten auf Schnellstraßen wird allgemein von einer besonderen Gefährdung der Fahrer ausgegangen. Dabei kann es auch tagsüber zu einem kurzen Einnicken am Steuer, dem sogenannten Sekundenschlaf, kommen. Doch bereits vor dem Eintreten des gefürchteten Sekundenschlafs lässt die Fähigkeit zur Informationsaufnahme, zum Reaktionsvermögen und zur Fahrzeugführung spürbar nach. Derzeit steht eine Vielzahl unterschiedlicher Messmethoden zur Verfügung, die Rückschlüsse auf die Müdigkeit des Fahrers erlauben: so z.B. die Erfassung des Lidschlussverhaltens, physiologischer Maße wie z.B. EEG-, EKG- und EDA-Ableitung, videobasierte Verhaltensbeobachtungen oder Analysen des Lenkverhaltens. Infolge der bei einigen Modellen serienmäßigen Ausstattung mit Fahrerassistenzsystemen zur Erfassung der Fahrerschläfrigkeit finden die entsprechenden Methoden inzwischen auch im alltäglichen Straßenverkehr Anwendung.
Die verfügbaren Messmethoden und -systeme unterscheiden sich dabei in ihrer Fähigkeit zur reliablen und validen Erfassung von Müdigkeit, ihrer Sensitivität und Differenzierungsfähigkeit, sowie ihrer Störanfälligkeit für personen- oder umweltbezogene Faktoren. Bei Warnsystemen ist zusätzlich die Definition, Erkennung und Kommunikation der angemessenen Warnschwelle erforderlich.
Die HFC führt im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen eine umfassende Aufarbeitung des aktuellen Forschungsstandes durch, ergänzt um Befragungen von Experten (Delphi-Methode) aus Forschung und Entwicklung und von Herstellern und Nutzern von Müdigkeitsmess- und Warnsystemen. Ziel ist es, Methoden und Systeme zur Müdigkeitserfassung darzustellen und zu bewerten, um daraufhin Empfehlungen für unterschiedliche Anwendungsszenarien und Einsatzfelder auszusprechen und weiteren Forschungsbedarf aufzuzeigen.
Publikationen
- Platho, C., Pietrek, A., & Kolrep, H. (2013). Erfassung der Fahrermüdigkeit. Heft F 89, Bergisch Gladbach: Bundesanstalt für Straßenwesen.
Link zur Kurzfassung
Kompetenzen
- Literaturanalyse
- Experten- und Nutzerbefragungen
- Workshop