Nach der Europäischen Behindertenrechtskonvention von 2008 sollen auch Fernsehinhalte für Gehörlose barrierefrei sein. Die Produktion von Sendungen in Gebärdensprache ist jedoch sehr teuer. Daher nutzen viele Fernsehproduzenten meist nur Untertitel. Viele gehörlose Menschen wünschen sich jedoch mehr Sendungen auch in Gebärdensprache.
Das Projekt Content4All hat zum Ziel eine technische Lösung zu entwickeln, so dass mehr Fernsehinhalte für gehörlose Zuschauer in Gebärdensprache angeboten werden können. Es wird aufgrund des hohen Innovationsgrades und der neuartigen Technologien, die während des Projekts entwickelt werden, durch die Europäische Union (Fördernummer 762021) gefördert.
Am Ende des Projektes soll ein technisches System ein Studio ermöglichen, das nicht im Fernsehsender stationiert ist (Remote Studio). Das macht es einfacher, Gebärdensprachdolmetscher an dem Ort, an dem sie sich befinden, aufzunehmen. Die Dolmetscher müssen nicht extra zum Fernsehsender reisen. Mit dem neuen technischen System können die Fernsehsender in Zukunft Sendungen mit Gebärdensprache einfacher und günstiger erstellen. Dadurch können mehr Sendungen in Gebärdensprache angeboten werden. Gehörlose Zuschauer werden die Fernsehinhalte als virtuelle Abbildung des aufgenommenen Gebärdensprachdolmetschers sehen. Daher wird die virtuelle Person sehr natürlich aussehen.
Das Projekt dauert 3 Jahre und nutzt neueste Technologien wie z.B. Online-Studios (nicht vor Ort) für Fernsehsender, ein selbst lernendes System zur Erfassung von Gebärdensprache, automatische Gebärdensprachgenerierung sowie die fotorealistische Darstellung des virtuellen Gebärdensprachdolmetschers, der wie ein realer Gebärdensprachdolmetscher aussehen wird. In dem Projekt werden grundlegende Technologien entwickelt, die für die automatische Übersetzung in Gebärdensprache wichtig sind. Am Ende des Projektes wird das Konzept und die Machbarkeit an 2 Szenarien getestet: Wetter- und Sportnachrichten. Weiterhin werden die Projektergebnisse für die weitere Forschung genutzt.
Über das finale System können gehörlose Zuschauer den virtuellen Dolmetscher zusätzlich zum Originalfernsehstream einfach über HbbTV oder mobile Endgeräte (z.B. Tablet, Smartphone) zuschalten. Die Technologien, die hier entwickelt werden, werden es Fernsehproduzenten erleichtern, mehr Gebärdensprachfernsehen zu produzieren. Das ist eine gute Basis, um dem Ziel des barrierefreien Fernsehens für Gehörlose einen großen Schritt näher zu kommen.
Zum Projektteam gehören, neben HFC, die Fincons Group AG, die University of Surrey, das Fraunhofer Heinrich Hertz Institut, die Swiss TEXT AG und VRT Vlaamse Radio- en Televisieomroeporganisatie. HFC übernimmt im Projekt die nutzerzentrierte Entwicklung der Mensch-Maschine-Schnittstellen und bringt dabei seine Erfahrungen aus Nutzerforschung, User Experience und Barrierefreiheitsthemen ein. Wie bereits in vielen vorherigen Projekten sind wir dabei verantwortlich für den User Experience Ansatz: In mehreren Schleifen tragen wir die Anforderungen aller Beteiligten (u.a. Gehörlose, Fernsehproduzenten) zusammen, übersetzen sie in ein nutzerfreundliches Schnittstellen-Design und testen die Entwürfe hinsichtlich der Verwendbarkeit, Nutzungsqualität und Nutzerakzeptanz.